Wie lange brauchen eigentlich Gegenstände, bis sie in der Natur vollständig verrottet sind? Diese Frage stellen wir uns spätestens immer wieder dann, wenn wir Müll an den Ufern von Rhein und Mosel entdecken.
Wir waren neugierig und haben nach in Sachen Mikroplastik und Verrottungs-Zeiten recherchiert. Dabei sind wir auf die unterschiedlichsten Werte gestoßen – eines aber hatten sie alle gemein: Die Zeitspanne der vollständigen Verrottung ist erschreckend lang. Aber selbst dann, wenn sich der Müll vollständig in Wohlgefallen aufgelöst hat, ist er im wahrsten Sinne längst nicht aus der Welt. Im Gegenteil – hier beginnt ein weiteres Problem:
Ist der Müll erst zersetzt, schleicht er sich mehr und mehr in unsere Nahrungskette ein.
Mikroplastik in der Natur
Laut Statista lagern allein auf dem Grund der Nordsee schätzungsweise 600.000 Kubikmeter Müll, der sich über viele Jahre hinweg zersetzt und den Anteil an unorganischen Mikropartikeln in der See massiv beeinflusst. Schon jetzt lässt sich Mikroplastik in Tieren nachweisen – Tendenz stark steigend. Betroffen ist zunächst die Fischpopulation, die inzwischen als extrem belastet gilt. Wie kommen die winzigen Plastikpartikel aber überhaupt in den Kreislauf? Dies geschieht unter anderem über die Abnutzung synthetischer Kleidung. Über die Wäsche gelangen die weniger als fünf Milimeter großen Teilchen über das Abwasser zurück in die Flüsse – und eines Tages ins Meer. Ebenso ist der Abrieb von Autoreifen nicht zu unterschätzen. Wind und Regen tragen die Schadstoffe in Bäche und Flüsse, wo auch sie eines Tages bis in die Meere gespült werden. Nicht zuletzt ist es aber auch all der Müll, der über die Flüsse in die Meere treibt.
Im Pazifik schwimmt noch deutlich mehr Plastikmüll als bislang bekannt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie in der Fachzeitschrift Scientific Reports. Demnach hat der größte Müllstrudel zwischen Hawaii und Kalifornien eine Fläche von rund 1,6 Millionen Quadratkilometern. Das ist mehr als vier Mal die Fläche Deutschlands.
Quelle: Zeit Online
IUCN-Generaldirektorin Inger Andersen sagte dazu, dass tägliche Aktivitäten wie Kleidung waschen und Autofahren erheblich zu der Verschmutzung beitragen, durch die letztendlich unsere Ozeane ersticken. Mit hauptverantwortlich für die Verschmutzung durch Mikroplastik seien unter anderem Kosmetika und Kunststoffverpackungen. Sogar Fahrbahnmarkierungen fallen hier ins Gewicht. Das Umweltbundesamt meldet, dass schon jetzt im nordwestlichen Mittelmeer auf zwei Planktontierchen ein Teilchen Mikroplastik komme. Wir gehen an dieser Stelle nicht weiter darauf ein, dass genau dieses winzig Kunststoffteilchen eines Tages mit dem Fisch auch auf unseren Tellern vor uns liegt … Das ist weder gesund noch lecker.
Auch Grundwasser und Luft sind betroffen
Aber nicht nur unsere Flüsse und Ozeane sind von der massiven Umweltverschmutzung betroffen. Die sich aus dem zersetzten Müll entwickelten Toxine und Chemikalien sickern mit dem Regen durch den Boden in unser Grundwasser oder verbreiten sich in der Luft. Die Folge ist verschmutztes Trinkwasser, das in unsere Nahrungskette gerät. Wir atmen verdreckte Luft, Krankheiten treten vermehrt auf. Auch wenn wir in Deutschland glücklicher Weise über eines der am besten funktionierenden Recyclingssyteme verfügen – es gibt noch so viel zu tun, was zu einer spürbaren Verbesserung führt.
Wie wir die Entwicklung der Umweltverschmutzung beeinflussen können
Reduzieren können wir die weitere Verunreinigung übrigens, wenn wir nicht nur die aktive Vermüllung vermeiden sowie Müll aufsammeln und entsorgen. Auch die passive Verunreinigung verringern wir, wenn wir aufmerksamer beim Shopping vorgehen. Lasst uns Artikel vermeiden, die Polyamid oder Polyester enthalten. Und achten wir bei der Auswahl von Kosmetik auch darauf, dass wir keine Produkte wählen, die bereits Mikroplastik enthalten. Inzwischen gibt es eine riesige Auswahl an sehr guter Bio-Kosmetik. Einige Hersteller verwenden alternativ beispielsweise Meersalz, Kieselerde oder auch Jojoba-Kügelchen. Fragt im Shop eures Vertrauen einfach mal danach.
Lest hier unsere 5 Tipps,
was wir gemeinsam gegen die
Umweltverschmutzung tun können!
Verrottung von Müll
Zurück aber zur eigentlichen Frage. Wie lange brauchen Produkte tatsächlich, bis sie sich zersetzen? Eindeutige Zahlen konnten wir nicht ermitteln, da es offennbar zuviele Variablen gibt, die die Zersetzung beeinflussen. So spielen unter anderem klimatische Faktoren aber auch die Qualität der Produkte eine elementare Rolle. Einen groben Überblick gibt folgende aufschlussreiche Statistik:
Was wir daraus lernen können
Wir haben es auch hier in der Hand, wie sich die Verschmutzung der Umwelt mit all ihren verheerenden Auswirkungen weiterentwickelt. Nicht nur Litterung übt große Wirkung auf die Güte unserer Natur und der zu ihr gehörigen Gewässer aus – auch die passive Verschmutzung ist ein sehr ernst zu nehmendes Thema, auf das sich nicht nur die Industrie einzustellen hat. Wir selbst sind es, die hier an einem sehr langen Hebel sitzen. Lebt und kauft bewusst, liebe Leute.
Im Sinne der Natur – viele Grüße
Malte
Quellenangaben und weiterführende, erklärende Links
1. gesammlte Fakten der Weltgesundheitsorganisation:
https://www.who.int/bulletin/volumes/93/12/15-152744/en/
2. Wissenschaftliche Studie an der University San Diego, CA:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3088407/
3 Replies to “Mikroplastik und Verrottung”