Ein Thema, das auf den ersten Blick mit unserer Arbeit für eine saubere, unverschmutzte Umwelt nichts zu tun hat, ist das Füttern von Wasservögeln. In diesem Artikel „Wasservögel nicht füttern“ verlassen wir dennoch ganz bewusst den Kern unserer täglichen Arbeit, weil es wichtig ist … und letzten Endes enger mit unserem Engagement für den Umweltschutz verknüpft ist. Dazu am Ende mehr. Grundsätzlich sucht ihr wahrscheinlich eine Antwort auf folgende Frage:
Ist Enten füttern in Koblenz erlaubt?
Das Füttern von Enten und allen anderen Wasservögeln sowie Tauben ist in Koblenz gemäß Gefahrenabwehrverordnung ausdrücklich untersagt.
Neben den Verordnungen der Stadt Koblenz stehen andere Themen in dem Artikel „Wasservögel nicht füttern“ im Vordergrund. Wir appellieren an eure Tierliebe und zeigen erklären, warum das Füttern der Enten, Nilgänse aber auch der Nutrias mit zahlreichen Gefahren für die Tiere verbunden ist.
Übersicht:
- Warum Brot für Wasservögel tödlich sein kann
- Nebenwirkungen und Gefahren für Fische und Planzen
- Darum sollten wir die Nutria nicht füttern
- Besondere Gefahr für weibliche Enten durch das Füttern
- Nilgänse attackieren Enten und weitere Vogelarten
- Offizielles Fütterverbot in Koblenz und Strafen
- Vermüllung nach Fütterei
- Alternativen zum Füttern der Enten, Nilgänse, Nutrias etc.
Warum kann Brot für Wasservögel tödlich sein?
Eins ist klar, das Füttern von Tieren, die in unseren Gewässern leben, macht Spaß. Es fühlt sich gut an, Tieren wie Ente, Nilgans, Schwan oder auch der Nutria nahe zu sein. Und es fasziniert, wenn die Tiere zutraulicher werden, uns nahe kommen und uns auf den Wegen um unsere Gewässer sogar hinterher laufen. Aber ist es Freundschaft, die uns miteinander verbindet? Wir müssen enttäuschen, das ist nicht der Fall. Der Mensch konditioniert das Tier, in dem er immer mehr Futter anbietet. Viel mehr, als benötigt wird.
Nur zum Verständnis: Enten, Gänse, Nutria und alle weiteren Spezies sind ausdrücklich keine Haustiere und dienen auch nicht als Ersatz! Es sind wilde Tiere, die sich in ihrer natürlichen Umgebung weiterhin auf ihre Instinkte verlassen können müssen.
Tiere finden in ihrer Umgebung genug zu fressen. Falsches Füttern schadet es mehr als es nützt – daher empfehlen wir, die Tiere nur zu beobachten, statt sie zu füttern.
Sonja Dölfel vom Landesverbund in Bayern
Zu viele Menschen bieten Tieren zu viel Essen an
Nicht nur an Wochenenden stellen wir fest, dass viele Gruppen ans Wasser kommen, um die Tiere mit Brot und Gemüse zu füttern. Es gibt kaum Futterpausen, das Füttern wird zur Mast. Zudem erleben wir immer wieder Menschen, die aus Überzeugung täglich füttern und regelrecht ans Wasser pilgern, um Produkte wie Toastbrote in so großer Menge und teilweise in vollständigen Scheiben zu verfüttern, dass dieses gar nicht aufgenommen werden kann.
Gerade Erwachsene, die als Vorbilder dienen sollten, ignorieren die Hinweise, welche Schäden sie möglicher Weise an Flor & Fauna anrichten. Auch die Hinweise auf das städtische Fütterungsverbot bleiben unerhört. Auf die Strafen kommen wir später in diesem Artikel zurück.
Brot ist dabei das am meisten verfütterte Lebensmittel. Auf der einen Seite stellt sich für die Tiere ein schnelles Sättigungsgefühl ein, auf der anderen Seite enthält Brot keinerlei Nährstoffe, die Enten, Nilgänse oder Schwäne wirklich benötigen. Viel zu oft bleibt Brot nach der Fütterung liegen, das zu Schimmeln beginnt und dann mit den entstandenen Giftstoffen in die Nahrungskette der wild lebenden Tier gelangt.
Schon gewusst? Brot enthält neben Salz auch bedingt durch die Stärke Zucker. Da das Brot im Magen der Tiere aufquillt, kann es je nach aufgenommer Menge nicht nur zu Verdauungsprobleme für die Wildtiere führen … es kann auch qualvoll tödlich enden.
Wasservögel können durch das Füttern ersticken
Gerade den Wasservögeln droht durch das Füttern von Brot der Erstickungstod. Besonders trockenes Brot kann durch aufgenommenes Wasser im Hals oder Magen der Tiere aufquellen.
Zwei weitere unangenehme Nebenwirkungen der Fütterung
Vor allem stehende Gewässer leiden unter dem Überschuss an verfüttertem Brot. Wer im Hochsommer den Schwanenteich am Oberwerth oder das Becken des Pfaffendorfer Hafens betrachtet, bemerkt den vermehrten Algenwachstum, der dem Wasser den Sauerstoff entziehen kann. Daraus resultiert unter anderem, dass das Gewässer kippen kann. Bei Seen ohne Zu- und Abluss ist die Gefahr besonders groß. Schaut selbst einmal genau hin: Ihr werdet bestätigen, wie viel Futter am Ufer liegt und auf dem Wasser treibt. Nicht selten sind es ganze Toastbrotscheiben, vollständige Brötchen oder alte, trockene Brote.
Zudem bemerken wir vor allem seit der Zunahme der Fütterei, dass liegengebliebenes Brot und andere Lebensmittel Ratten anzieht. Wer täglich auf den Leinpfaden oder Promenaden an Rhein und Mosel spazieren geht oder mit Fahrrad, Roller und Skateboard unterwegs ist, wird nicht selten einer Ratte über den Weg laufen. Diese Tiere werden seit wenigen Jahren intensiv mit immer mehr aufgestellten Rattenfallen bekämpft. Das Paradoxe also: Tiere werden vergiftet, weil andere gefüttert werden.
Gefahr auch für Fische und Pflanzen
Immer wieder werfen Fütterer ganze Brötchen oder Brotscheiben in das Wasser. Diese sind viel zu groß, um von Enten oder Gänsen zerkleinert werden zu können. Futterreste sinken auf den Grund und verfaulen dort.
Der beim Zersetzungsprozess verbrauchte Sauerstoff fehlt den Fischen und Wasserpflanzen. Bei sehr starker Verschmutzung des Gewässers kann der Sauerstoffgehalt so stark sinken, dass Fische sterben und Pflanzen eingehen.
Viele von euch wissen, dass die Natur einem recht einfachen Prinzip folgt: Der Reproduktionserfolg ist abhängig vom Nahrungsangebot. Immer wieder werden in unseren Gesprächen mit den Fütterern mit der Aussage konfrontiert, dass zu wenig Futter für die Tiere in unseren Gewässern und an unseren Ufern vorhanden sei. Wenn wir die Tiere und allen voran die sich schnell vermehrenden Nilgänse füttern, schaffen wir als Mensch eine immer größere und auf natürlichem Wege nicht mehr regulierbare Nachfrage.
Eine große Bitte:
Sprecht bitte mit euren Familien, euren Freunden über den Aufruf, Wasservögel nicht zu füttern. Abgesehen davon, dass es hohe Strafen für das Füttern gibt: Je schneller sich Fakten wie diese verbreiten, desto effektiver können wir gemeinsam dazu beitragen, den Tieren wirklich zu helfen!
Erinnert ihr euch daran, dass vor kurzem Kanada- und Nilgänse in Koblenz abgeschossen wurden, da diese den Betrieb öffentlicher Einrichtungen u.a. durch ihre Exkremente eingeschränkt haben, wodurch die Tiere zum Abschuss durch Jäger freigegeben wurden? Das Problem ist primär hausgemacht … und zwar von uns Menschen.
Was wir daraus lernen können? Wir dürfen das Nahrungsangebot der Tiere nicht beeinflussen. In diesem speziellen Fall bedeutet das, dass das bestehende Fütterungsverbot von Wasservögeln respektiert und eingehalten werden muss.
Wer aus Liebe zu den Tieren füttert, sollte – unabhängig von der Jahreszeit – damit aufhören! Wer dies lediglich zu eigenen Unterhaltung tut, natürlich auch!
Das Füttern ist für weibliche Enten besonders gefährlich
Ein weiterer Grund, weshalb wir auf das Füttern von Wasservögeln verzichten sollten, hat möglicher Weise mit Langeweile zu tun. Klingt komisch? Vielleicht ist euch schon einmal das Verhältnis zwischen weiblichen Enten und Erpeln aufgefallen. Und eventuell habt ihr schon einmal bemerkt, wie viele Erpel sich um ein Weibchen streiten. Was sich vielleicht erst einmal menschlich anhört, führt gelegentlich zu einem animalischen, tödlichen Ende für die Enten. Warum?
Normalerweise verbringen die Tiere viel Zeit am Tag damit, Futter zu suchen. Nun sind die Vögel durch das große Futterangebot so sehr verwöhnt, dass die Suche nach tierspezifischer Nahrung ausfällt. Dies sind bei Stockenten beispielsweise Pflanzen, Sämereien, Würmer, Schnecken und andere Kleinsttiere. Durch das Füttern binden sich vor allem Weibchen wie Männchen durch das Nahrungsangebot der Menschen an einen Ort.
Wir erleben, gerade während der Paarungszeit der Stockenten, immer wieder, dass mehrere Erpel gleichzeitig versuchen, eine Ente zu begatten. Es wird angenommen, dass hier Langeweile im Spiel sein kann, da die zeitintensive Nahrungssuche über den Tag nicht mehr notwendig ist. Ornithologen sehen den Grund aber auch darin, dass sich das Verhältnis zwischen Ente und Erpeln dadurch verändert, dass viele Enten zurückgezogen brüten. Dadurch vergrößert sich die Überzahl der Erpel, wodurch weniger Enten zur Paarung bereit stehen.
Bei den Paarungsversuchen, an denen gleichzeitig mehrere Erpel teilnehmen können, kommt es leider vor, dass die Enten unter Wasser gedrückt werden und dabei ertrinken.
Nilgänse bedrohen als Neozoen einheimische Tierarten und töten Enten
Habt ihr selbst auch schon beobachtet, wie Nilgänse Enten nicht nur in der Luft verfolgen, sondern auch töten? Wir mussten inzwischen mehrfach miterleben, wie die schönen, großen Wasservögel, die sich bei uns rasant vermehren, Jagd auf Enten sowie andere Wasservögel machen und diese in kleinen Gruppen so lange verfolgen, bis ihnen die Kraft für die weitere Flucht fehlt.
Bedingt durch die eigene körperliche Unterlegenheit bleibt oftmals nicht nur durch eine schwere Verletzung die Kapitulation – die Ente wird solange attackiert und unter Wasser gedrückt, bis sie ertrinkt.
Der Schwerpunkt des Brutgeschehens westeuropäischer Nilgänse liegt in der Periode von März bis Mai, aber es wurden auch Nilganspaare mit Jungen zwischen Juni und September und sogar bis Anfang November gesehen. Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um Zweit- und Drittgelege
Vor allem in der Brutzeit stellen die Nilgänse für die kleineren, einheimischen Arten eine existenzielle Bedrohung da. Da die Nilgans mehrfach im Jahr brütet, könnt ihr euch die Konsequenzen für unsere Enten vorstellen. Dennoch werden nicht nur in Koblenz die Nilgänse massiv gefüttert. Zugegeben, die Küken und heranwachsenden Tiere sind wirklich schön. Dennoch müssen wir uns die brutalen Folgen für die Enten vor Augen führen und das Füttern der Nilgänse ganz bewusst unterbinden.
Das Füttern von Wasservögeln ist in vielen Städten verboten … auch in Koblenz
Einmal abgesehen von den Folgen, die sich durch das Füttern der Wasservögel für die Tiere ergeben, gehen auch die Fütterer ein finanzielles Risiko in Form von Strafen ein.
Der Gefahrenabwehrverordnung entnehmen wir folgende Informationen: „Auf öffentlichen Straßen und in öffentlichen Anlagen ist es verboten, Tauben oder Wasservögel zu füttern, Futter auszulegen oder auszustreuen, soweit dieses üblicherweise auch von Tauben oder Wasservögeln aufgenommen wird.“ (Quelle: §2, (1), 10 Gefahrenabwehrverordnung der Stadt Koblenz)
Auf Nachfrage erhielten wir vom Ordnungsamt Koblenz eine bestätigende wie auch ergänzende Aussage:
Nach § 7 Abs. 1 Ziffer 10 GVO stellt eine Zuwiderhandlung gegen die oben genannte Regelung eine Ordnungswidrigkeit dar, die nach § 7 Abs. 6 Satz 1 GVO mit einer Geldbuße bis zu 5.000,- € geahndet werden kann.
Ordnungsamt, Stadt Koblenz
Warum wir auch die Nutria nicht füttern sollten
Wir haben es oben schon angesprochen … es tut uns Menschen gut, wenn die Tiere keine Angst vor uns haben. Aber genau hier lauert für die Tiere eine weitere Gefahr: Neben Wasservögeln verlässt auch die Nutria, die ihr vielleicht auch als Biberrate und Sumpfbiber kennt, ihre natürliche Schutzzone und kommt dem Menschen zu nah.
Verlassen die Wildtiere ihr Territorium, begeben sie sich in Gefahr. Sie werden angreifbarer durch Mensch und Haustier wie Hund oder Katze und gehen ein lebensgefährliches Risiko ein, wenn sie sich Straßen nähern und dort überfahren werden.
Anika Schreer-Waldt, DRECK WEG e.V.
Müll bleibt nach Füttern oft liegen
Auch das Thema Müll wollen wir kurz beleuchten. Leider stellen wir immer wieder fest, dass viele Fütterer von Entern, Gänsen, Schwänen und Nutrias Verpackungsreste liegen lassen. Zudem finden wir an den Stellen, wo überwiegend gefüttert wird, Zigarettenstummel und vieles mehr, das sowohl die Tierwelt als auch das ökologische Gesamtsystem negativ beeinflusst.
Einmal abgesehen von den unzähligen Brottüten und Verpackungs-Clipsen, die wir täglich finden: Wusstet ihr, dass allein ein Zigarettenstummel zwischen 40 und 60 Liter Trinkwasser vergiftet?
Welche Alternativen gibt es zum Entenfüttern?
Die beste Alternative ist ganz sicher die, das Füttern der wildlebenden Tiere im und auf dem Wasser einzustellen. Verbringt gern weiter viel Zeit am Wasser und beobachtet mit uns, wie sich allmählich wieder ein normales Leben für die Tiere einstellen kann. Und stellt mit uns mit Freude fest, wie die verwöhnten und überfütterten Tiere wieder zu dem werden, was sie eigentlich sind: Wilde Tiere.
Wenn ihr euch aktiv für den Tierschutz mit einsetzen möchtet, könnt ihr das, was ihr in diesem Artikel erfahren habt, weitererzählen. Helft mit, diese Informationen zu verbreiten und sprecht vor Ort gern Fütterer an, die sich vielleicht gar nicht darüber bewusst sind, welche sehr sie den Tieren schaden.
Außerdem könnt ihr helfen, indem ihr mit uns Müll sammelt. Gerade an den Ufern sowie den Leinpfaden liegt so viel Müll, der Tiere und uns krank macht. Vielleicht ist ja besonders unser Artikel über Mikroplastik spannend für euch.
Wasservögel nicht füttern
Halten wir also gemeinsam Abstand und erleben unsere Umwelt mit neuen Augen. Herzlichen Dank für euer Interesse und das Verbreiten dieser Hinweise zum Wohle der Ente, Nilgans, des Schwans sowie der Nutria.
Ich finde es absolut richtig, dass in Koblenz keine Tauben gefüttert werden dürfen. In unserer Kleinstadt hatten wir nämlich schon sehr viele Probleme mit den Ratten der Lüfte. Es ging so weit, dass wir uns vom Spezialisten helfen lassen mussten, da es immer schlimmer wurde.
Hallo Daniel,
vielen Dank für den Kommentar. Leider hängt Tauben ein viel zu schlechter Ruf nach … dieser ist aber durch uns Menschen verschuldet. Dazu wirklich interessant ist das Engagement der Stadttaubenhilfe in Koblenz. Schau es dir gern mal an: https://www.stadttauben-koblenz-neuwied.de/
Das Füttern von den im Beitrag genannten Wildtieren sollte generell eingestellt werden. Nicht ohne Grund ist es verboten.
Viele Grüße
Malte
“Ratten der Lüfte” ist schon lange veraltet und es ist nachgewiesen mit Studien die belegen, dass Tauben keine Krankheiten weitersagen oder gar übertragen oder etwa verschleppen. Einfach mal googeln, das hilft wenn man sich informieren möchte und nicht nur weiterplappert, was vor Jahrzehnten gesagt wurde. Liebe Grüße